Timeline

Eine Gruppe von Mosambikanern aus Eberswalde besucht das Schiffshebewerk Niederfinow. Eine Aufnahme aus den 1980er Jahren. Christian Fenger/ DOMiD Archiv, Köln

14 September–22 September, 2024

Research Studio

Öffnet die Tür von beiden Seiten –

Lebenswege zwischen Mosambik und Ostdeutschland

Venue: Berliner Str. 3, 16248 Oderberg

Contributors

Mosambik war ein Freundesland der DDR. Durch die Jahre der Kooperation, von 1975 bis 1989, entstand ein Geflecht von Beziehungen – die bis ins Heute reichen. Über 15.000 Frauen und Männer aus Mosambik arbeiteten in ostdeutschen Betrieben. Als die Wende kam, lebten über 250 Mosambikaner in Eberswalde und Bad Freienwalde.

Das Forschungsatelier “Öffnet die Tür von beiden Seiten!” nimmt die Spuren einer Geschichte der „globalen DDR“ auf und verortet diese im Landkreis Barnim und in der Region. Porträts, Zitate, Geschichten von Mosambikanerinnen und Mosambikanern, die einst in der DDR lebten, oder als Künstler zu Gast waren, werden in Oderberg ab dem 14. September zu sehen und zu hören sein. Das Projekt ist Teil der “Rathaus-Spiele 24”, an denen KünstlerInnen und Kulturschaffende das leerstehende Rathaus und weitere öffentliche Räume Oderbergs mit neuen Inhalten füllen.

Der mosambikanische Maler Mankew V. Mahumana (1934-2001) fertigte während seines Besuchs in Ost-Berlin 1984 eine Zeichnung von jungen mosambikanischen Arbeitern. In ihren Händen halten sie Hammer und Maulschlüssel. Im Hintergrund ragt der Fernsehturm in die Höhe. In der Mitte der Zeichnung erscheint der Umriss einer Taube. Diejenigen, die in den 1980er Jahren als „Vertragsarbeiter“ in die DDR kamen, hatten den gewaltvollen Befreiungskampf in Mosambik als Kinder erlebt. Sie kamen mit der Hoffnung, in der DDR eine Ausbildung oder ein Studium absolvieren zu können, um die Industrie in ihrem eigenen Land wieder aufzubauen. Ab Mitte der 1980er Jahre jedoch wurden Vertragsarbeiter vermehrt als billige Arbeitskräfte in ostdeutschen Betrieben eingesetzt und erhielten keine Weiterbildung.

In den Erinnerungen von Mosambikanerinnen und Mosambikaner an die DDR wird das Nebeneinander von positiven und negativen Erfahrungen deutlich. Hier lernten sie Menschen aus Kuba und Angola kennen, machten zusammen Musik, und unterstützten sich gegenseitig. Über die gemeinsame Arbeit in den Betrieben, den Sport, oder die Tätigkeit der Kirchen, entstanden Freundschaften zu ostdeutschen Familien. Zugleich werden in ihren Erzählungen die alltägliche Diskriminierung und die strenge Überwachung im Betrieb und Wohnheim deutlich. Die Welle offener, rechtsradikaler Gewalt nach der Wende veränderte die Situation für ausländische ArbeiterInnen grundlegend.

Durch Audio- und Videosequenzen, Archivfunde, und Fotografien, wird die Verbindung zwischen Mosambik und der DDR in den 1980er Jahren sichtbar. Der Titel “Öffnet die Tür von beiden Seiten!” geht auf ein Interview mit dem mosambikanischen Maler Malangatana Ngwenya zurück, dass er anlässlich der Eröffnung einer Ausstellung mosambikanischer Kunst 1982 in Ost-Berlin gab. Es ist Ausdruck einer Hoffnung, die wir auch mit dem Forschungsatelier verbinden.

Das Forschungsatelier findet im Rahmen des Forschungsprojektes „Decolonizing Socialism. Entangled Internationalism“ (2019-2024) statt, gefördert vom Schweizerischen Nationalfonds und der HEAD Genève der HES-SO. Einige der Dokumentationen und Fotografien werden vom Haus der Kulturen der Welt (HKW), der Zeitzeugenbörse e.V., und dem Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland (DOMiD) zur Verfügung gestellt.

 

“Open the Door from Both Sides!”

Personal Histories Between Mozambique and East Germany

Research studio in Oderberg 14. – 22. September 2024

Mozambique was a ‘friend country’ of the GDR. Throughout the years of cooperation, from 1975 to 1989, a network of relationships developed, which continues to this day. Over 15,000 men and women from Mozambique worked in East German companies. By the time of reunification, over 250 Mozambicans were living in Eberswalde and Bad Freienwalde. The research studio traces the history of the “global GDR” and locates it in the district of Barnim and the larger region. Portraits, quotes, and stories of Mozambicans who once lived in the GDR or came as visiting artists will be on display and audible in Oderberg starting September 14th. The project is part of “Rathaus-Spiele 24”, in which artists and cultural workers fill the empty town hall and public spaces in Oderberg with new content.

The Mozambican painter Mankew V. Mahumana (1934-2001) created a drawing of young Mozambican workers during his visit to East Berlin in 1984. The workers are depicted holding hammers and wrenches, with the television tower looming in the background. At the center of the drawing is the outline of a dove. Those who came to the GDR as “contract workers” in the 1980s had experienced the violent liberation struggle as children. They arrived with the hope of completing an apprenticeship or studying in the GDR to help rebuild industry in their homeland. However, from the mid-1980s onwards, contract workers were increasingly exploited for cheap labor in East German companies and received no further training.

The memories of Mozambicans in the GDR clearly illustrate a mix of positive and negative experiences. They met people from Cuba and Angola, made music together, and supported each other. Friendships with East German families developed through joint work in factories, sports, and church activities. However, their stories also reveal the discrimination they faced in daily life and the strict control exercised in the workplace and dormitories. The wave of overt right-wing extremist violence after reunification fundamentally changed the situation for foreign workers.

A small, continually expanding exhibition is being held as part of the Rathausspiele Oderberg 24. Through audio and video sequences, archival findings, and photographs, the connection between Mozambique and the GDR in the 1980s is brought to life. The title “Open the Door from Both Sides!” originates from an interview with the Mozambican painter Malangatana Ngwenya, given at the opening of an exhibition of Mozambican art in 1982 in East Berlin. It is an expression of a hope that we also associate with the research studio.

The research studio takes place as part of the project “Decolonizing Socialism. Entangled Internationalism” (2019-2024), funded by the Swiss National Science Foundation and HEAD Genève of HES-SO. Some of the documents and photographs are provided by the House of World Cultures (HKW), the Zeitzeugenbörse e.V., and the Documentation Center and Museum of Migration in Germany (DOMiD).

 

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